Eingehend sei geschrieben, daß ich versuchen werde auf die Bezeichnungen ‘Raubtier’ oder ‘Raubkatze’ zu verzichten, um ein Werturteil zu vermeiden und ich halte es somit wie Prof. Dr. B. Grzimek.
Der Amur Leopard ist eine der ca. 27-31 Unterarten der Leopardenfamilie. Somit gehört er zur Kategorie der Carnivora und zur Überfamilie der Felidae mit der Unterfamilie Pantherinae.
Gwendy (Serengeti Park, Hodenhagen 2007)
Er ist gleichzeitig die am nördlichsten vorkommende Leopardenart. Die gefleckten Großkatzen haben allgemein das größte Verbreitungsgebiet und sie gelten als anpassungsfähigste Wildkatzen überhaupt mit Lebensraum in Afrika, weite Teile Asiens, wie der Nordosten Russlands, Indien, Naher und Ferner Osten, in der Himalaya-Region, Indonesien und Kirgistan mit seinem ‚Geist der Berge’, dem Schneeleoparden.
Sie sind die kleinsten der vier Großkatzenarten unter Tiger, Löwe und Jaguar. Als geschickter Kletterer, wie alle Katzen, bevorzugt er Bäume und kann ebenfalls wie andere Großkatzen kopfüber den Baum verlassen.
Auch wenn der Amur-Leopard bisher wenig erforscht ist und es über ihn kaum Informationen gibt, so sind doch zumindest ein paar Daten bekannt. Zu dem durchschnittlichen Körpergewicht gibt es sehr unterschiedliche Angaben, welche von 60-75kg bis hin zu 90kg (in der Gefangenschaft) für die männlichen Tiere reichen. Die weiblichen Exemplare werden mit 43kg bis zu 60kg (ebenfalls in der Gefangenschaft) genannt.
Sein größerer Körperbau unterscheidet ihn von den anderen Leopardenunterarten.
Eine russische Forscherin fand heraus, daß der Amur-Leopard eine vollständig eigenständige Unterart ist und sich genetisch am weitesten von seinem afrikanischen Verwandten, welcher als Ursprung aller Leoparden gilt, entfernt hat.
Wlady (Serengeti Park, Hodenhagen 2007)Die Fellzeichnung der Amur-Leoparden zeigt eine hohe Divergenz mit einem blassen Cremeton vor allen Dingen im Winter und einer weit auseinander liegenden Rosettenzeichnung, bestehend aus dicken ungebrochenen Ringen in Kombination mit schwarzen runden Markierungen an Kopf, Hals und Beinen.
Die Länge des Fells variiert zwischen ca. 2.5cm im Sommer und 7.5cm im Winter. Wie bei allen nördlichen Unterarten gibt es keine Schwärzlinge, also melanistische Tiere.
Seine Lebenserwartung liegt in der Freiheit bei 10-15 Jahren, in der Gefangenschaft bei bis zu 20 Jahren, ältere Tiere sind bekannt.
Sozialverhalten und Fortpflanzung
Als typischer Katzen-Einzelgänger bewohnt jeder Leopard ein Territorium, welches er sein Eigen nennt und verteidigt. Eindringlinge sind nicht erwünscht und es kann zu Kämpfen zwischen männlichen Tieren kommen.
Üblicherweise wird ein größeres Kater-Gebiet von mehreren kleineren Katzen-Gebieten überschnitten.
Die weiblichen Tiere verhalten sich hingegen nicht so intolerant und das Dulden ihrer Kinder in dem eigenen Territorium ist etwas eigentlich Untypisches für Großkatzen.
Anders als ihre afrikanischen und indischen Verwandten, welche sich das ganze Jahr über paaren, fällt die Paarungszeit der Amur-Leoparden auf die Monate Januar und Februar. Nach einer Tragzeit von 90-105 Tagen, gebären die Leopardinnen ein bis sechs Junge, wobei Zwillingsgeburten die Regel sind und mehr als drei Kitten die absolute Ausnahme.
Die Jungen werden drei Monate gesäugt und bleiben für etwa zwei Jahre bei der Mutter, bevor sie völlig selbstständig sind. Die Geschlechtsreife tritt nach ca. 3 Jahren ein.
Jagdverhalten und Nahrung
Der Leopard ist dämmerungsaktiv und geht bis in die Nacht hinein auf Jagd.
Leoparden-Jungtiere beginnen in etwa mit 5 Monaten kleine Beutetiere zu schlagen.
Mit seinem kraftvollen Kiefer zerquetscht er die Kehle seiner Beute oder er erstickt sie, anstatt ihr das Genick zu brechen.
Leoparden haben unterschiedliche Jagdtechniken entwickelt. Hierzu gehören das Anschleichen mit anschließendem Anspringen und Schlagen der Beutetiere, sowie das schlichte auf der Lauer liegen, bis sich eine geeignete Mahlzeit nähert.
All diese Techniken sind energiesparend und erlauben es der Katze, die, bis zu dem Dreifachen des eigenen Körpergewichtes, schwere Beute an geeignete Plätze zu transportieren. Hat er sich satt gefressen, werden die Reste versteckt und bei Bedarf wieder aufgesucht.
Hierzu muß man sagen, daß der Amur-Leopard nicht mit Problemen der schnellen Beuteverwesung zu kämpfen hat, da die niedrigen Temperaturen, ganz besonders natürlich im Winter, das Fressen konservieren.
Zu der bevorzugten Beute des Amur-Leoparden gehören Sika-Hirsche, Rehwild, sowie kleinere Säugetiere wie Hasen und Dachse.
Verbreitung, Bestand und Gefährdungsstatus
War er früher in weiten Teilen Nordostchinas (Mandschurei), sowie im gesamten Süden der russischen Provinz Primorje und der koreanischen Halbinsel zu finden, erstreckt sich sein heutiger Lebensraum nur noch auf kleinere Gebiete im Dreiländereck Russland-China-Nordkorea. Das Verbreitungsgebiet wird auf 10000-15000 Quadratkilometer geschätzt.
Außerdem standen die Katzen früher mit anderen Leopardenvorkommen in Südostasien in Verbindung, jedoch durch die fortschreitende Zerstörung ihres Lebensraumes leben sie heute teilweise isoliert. Die Population der noch in Wildnis lebenden Tiere hat einen Bestand von nur noch 25-34 Tieren. Diese Zahl basiert auf jüngsten Zählungen aus dem 1. Quartal 2007 und der Bestand ist somit seit 2003 fast unverändert, was kein gutes Zeichen für den Artenschutz bedeutet, da es deutlich macht, daß sich der Bestand wenig bis gar nicht erholt.
In Zoos in Russland und Europa leben derzeit ca. 208 Tiere, welche Teil des EEP-Programms (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) sind, welches von den Zoos in London und Moskau koordiniert wird.
Des Weiteren sank die durchschnittliche Überlebensrate Jungleoparden pro Weibchen von 1.9 im Jahr 1973 auf 1.0 im Jahr 1991, d.h. die Anzahl der Jungtiere pro Weibchen hat sich bereits halbiert, basierend auf Untersuchungen der russischen Forscher Dmitri Pikunov und Viktor Korkishko (vormaliger Direktor des Naturschutzgebietes Kedrovaya Pad). Es gibt Vermutungen, daß Schwächungen der Jungtiere bereits auf Inzucht zurückzuführen sind.
Paarungen zwischen Vater und Tochter wurden bereits beobachtet. Solche Paarungen könnten längerfristig zu genetischen Problemen führen.
Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion führt die gefleckte Großkatze als vom Aussterben bedroht und in der Europäischen Union besitzt der Amur-Leopard den höchsten Schutzstatus. Des Weiteren ist er gemäß des Washingtoner Artenschutzübereinkommens vom internationalen kommerziellen Handel ausgeschlossen.
Ich bin dankbar und freue mich über jede Initiative zum Schutz dieser einzigartigen und schönen Leoparden. Die Aussicht auf nachhaltige Hilfe/Schutz ist leider sehr ungewiss. Ich bin traurig, wenn ich auf die Zukunft der großen Katzen schaue und natürlich auch auf so viele Tiere die bedroht sind, letztendlich auf den Menschen – obwohl er ja eigentlich viel Schuld an der Situation hat! Aber der Mensch oder zumindest einige davon haben die Macht, dies zu ändern und das gibt Hoffnung!
Hallo Frau Neuhäußer, herzlichen Dank für die guten Worte zu unserer Initiative zum Schutz der Amur-Leoparden, wir bleiben fleißig am Ball und zwar sowohl in Sibirien als auch hier!